Was ist Corporate Digital Responsibility?
Während es sich bei CSR um zwischenmenschliche und ökologische Beziehung handelt, bezieht sich die Corporate Digital Responsibility auf die freiwillige Selbstverpflichtung zur Unternehmensverantwortung in der digitalen Gesellschaft. Auch hier geht die Verantwortung, wie bei der CSR, über die Erfüllung gesetzlicher Vorgaben hinaus, jedoch bezieht sie sich stark auf datengetriebene Aspekte. Zudem erstreckt sich diese Verantwortung auch auf umfassende ethische Überlegungen und Werte, welche im gesamten Unternehmen umgesetzt und gelebt werden.
Ziel von Corporate Digital Responsibility ist es, gezielt gesellschaftsrelevante Verantwortung zu übernehmen und frühzeitig Transparenz für unternehmerisches Handeln zu zeigen, um das Vertrauen gegenüber dem Unternehmen zu steigern sowie ein positives Image zu schaffen. Konzerne wie SAP, Miele, Telefonica, Microsoft, IBM, die Schufa oder die Deutsche Telekom sind bereits seit Jahren Vorreiter für transparentes Unternehmertum.
Auch die Politik reagiert auf Marktanforderungen sowie ethische Fragestellungen der Digitalisierung und initiiert sowohl eine KI-Enquete-Kommission als auch eine CDR-Initiative. Ziel ist es, Anforderungen an Unternehmen zu entwickeln und Standards festzulegen. Im Herbst 2019 veröffentlichte die Datenethikkommission der Bundesregierung 75 Empfehlungen zum Umgang mit Daten und algorithmischen Systemen, einschließlich Künstlicher Intelligenz (KI). Auf europäischer Ebene gibt es bisher keine Einigung, jedoch sollen auch hier einheitliche Regularien folgen.
Was bedeutet Digitale Ethik?
Das Erreichen der globalen Nachhaltigkeitsziele und des Klimaschutzes ist auch maßgeblich abhängig von der Digitalstruktur und -technologie weltweit. Künstliche Intelligenz, autonomes Fahren und personalisierte Medizin sind unlängst in unserem Alltag eingezogen und sprechen für einen hohen technologischen Fortschritt. Trotzdem bedeutet der steigende Grad der Digitalisierung und der technischen Entwicklung eine immer wichtiger werdende Rolle der Ethik.
Die Digitale Ethik geht dabei über den Datenschutz hinaus und muss sich unterschiedlichen Einflussfaktoren sowie Erwartungshaltungen stellen. Unternehmen müssen die, für ihre ethische Position relevante, Schnittstelle finden und sich mit tiefgründigen Fragen zu Moral und Verantwortung auseinandersetzen. Einflussfaktoren und Erwartungshaltungen stellen zum einen Gesetze, die eigene Unternehmensziele und die Gesellschaft dar, zum anderen spielt auch der Stand der Technik eine Rolle.
Die Digitalisierung steht jedoch noch vor viel größeren Herausforderungen und Hindernissen. Beispielsweise stehen Verfassungswerte wie Humanität und Solidarität der voranschreitenden Entwicklung entgegen und werfen immer neue Frage auf.
Auftretende Probleme sind beispielsweise:
⚡️ fehlende digitale Fähigkeiten und Kompetenzen im Alltag
⚡️ „unethische“ Nutzung personenbezogener Daten und Korruption
⚡️ schlechter ökologischer Fußabdruck der Digitaltechnik
⚡️ soziale Ungerechtigkeit durch ungleichen Zugang zu Digitaltechnologie
⚡️ intransparente digitale Welt und fehlendes Wissen über die Funktionsweise von Künstlicher Intelligenz (KI)
Diese Aspekte machen ein verantwortungsvolles Handeln unabkömmlich, um für Sicherheit, Vertrauen und Gerechtigkeit zu sorgen – bereits heute und verstärkt in der Zukunft.
Datenmissbrauch in Deutschland
Um auf zwei Risikofaktoren der Digitalisierung einzugehen, bedienen wir uns einem bereits bestehenden und zunehmenden Problem: Datenmissbrauch.
Die unrechtmäßige Aneignung von Daten wurde aufgrund steigender Zahlen im Laufe der Jahre vermehrt auf die Agenda von Shopbetreibern und auch der Politik gerufen. Mit der Einführung der EU-Datenschutz-Grundverordnung (2018) wurde die Gesellschaft zuletzt erneut für einen ethischen Umgang mit Daten sensibilisiert, wobei es um weitaus mehr geht, als nur um die Einhaltung rechtlicher Rahmenbedingungen.
Nur 4 Prozent der deutschen Kunden glauben, trotz der Datenschutzrichtlinie auf EU-Ebene, dass sie selbst die Kontrolle über ihre Daten haben. Ein erschreckend geringer Prozentsatz, wenn man bedenkt, dass sich allein in Deutschland 66,6 Millionen Menschen im Internet bewegen.
Cyberangriffe auf Onlineshops sind längst keine Seltenheit mehr, was zur Folge hat, dass immer weniger Verbraucher*innen Vertrauen in Onlineshops und die Herausgabe ihrer Daten haben und starke Bedenken bezüglich Datenmissbrauch hegen. Künstliche Intelligenz kann hierbei für Sicherheit sorgen, birgt jedoch neue Risiken. Wie künstliche Intelligenz die Sicherheit in Unternehmen beeinflusst, erfährst du hier.
Wettbewerbsvorteile durch CDR
CDR ist nicht nur einer der Top-Trends 2021, sondern auch zukünftig ein wichtiger Erfolgsfaktor für Unternehmen und die Digitalisierung. Mit voranschreitender Technologie verändern sich auch die Bedürfnisse der Gesellschaft. Neben sozialem und ökologischem Engagement wollen Konsument*innen verstärkt Kenntnis darüber haben, was mit ihren Daten geschieht. Unternehmen, welche diesen Anforderungen nicht gerecht werden, werden es schwer haben, Kunden zu halten oder gar für sich zu gewinnen.
„Ein verantwortungsbewusster Umgang mit der Digitalisierung prägt die Reputation eines Unternehmens und verbessert die Qualität der Produkte und der Beziehungen zu allen Stakeholdern. Der Aufbau von Vertrauen beginnt mit einer umfassenden Strategie zum verantwortungsvollen Umgang mit Technologien. Dabei muss der Mensch im Mittelpunkt stehen.“
Angelika Pauer, Expertin für Digital Ethics & Responsibility
Führungskräfte und Shopbetreiber müssen bei der Digitalisierung unbedingt darauf achten, dass der Mensch und seine Bedürfnisse stets im Mittelpunkt stehen. Dazu gehören auch Arbeitnehmer des eigenen Unternehmens, welche von einer digitalen Umstellung betroffen sein können.
Gleichzeitig können sich Unternehmen mit einem ethischen Profil besser im „War for Talents“ behaupten, da auch Arbeitnehmer verstärkt Wert darauf legen. Im Rückschluss profitieren Arbeitgeber von diesen Mitarbeitern, da sie die Werte des Unternehmens teilen und sie operativ in allen Bereichen und Führungsebenen umsetzen.
Erst wenn diese operative Umsetzung im Unternehmen erfolgt, kann eine verantwortungsvolle Digitalisierung stattfinden. Wer bei der Frage nach Corporate Digital Responsibility auf einen CDR-Beauftragten verweist, hat an dieser Stelle versagt. Eine direkte Umsetzung von Maßnahmen und die Integration von bestehenden Prozessen sollte zeitnah geschehen, um den Digitalisierungsprozess noch mitgestalten zu können.
Zudem belegen Umfragen, dass sich ein ethisch verantwortungsvolles Verhalten auszahlt. Demnach sind 68 Prozent der befragten Kunden Unternehmen loyaler gegenüber, welche ethisch mit digitalem Fortschritt umgehen. Zudem würden 69 Prozent dieser Kunden mehr Geld in diese Firma investieren bzw. ausgeben.
Unternehmen, welche ein hohes Maß an Transparenz, Engagement und Verantwortung zeigen, heben sich gegenüber der Konkurrenz ab und können sowohl neue Kunden für sich gewinnen als auch die Kundentreue bestehender Kunden stärken. Es ergeben sich demnach enorme Wachstumspotenziale. Des Weiteren können durch eine regelmäßige und kritische Auseinandersetzung mit CDR die Reputation eines Unternehmens bzw. einer Marke gestärkt, ethische Spannungsfelder gelöst und Risiken reduziert sowie Kosten gesenkt werden.