Wirtschaftliche Folgen der Pandemie
Etliche Betriebe bangen aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage, ausgelöst durch das Corona-Virus, um ihre Existenz. Darunter Restaurants, stationäre Geschäfte, Theater und weitere Kultur- und Freizeitangebote. Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie sind dennoch weitaus größer als bisher angenommen.
In einem Report des ifo Insituts spricht Joachim Ragnitz davon, dass sich die Diskussion um die ökonomischen Folgen der Coronakrise bislang vor allem auf die kurzfristigen konjunkturellen Effekte bezieht. Doch tatsächlich besteht das Risiko, dass die wirtschaftliche Entwicklung auch längerfristig negativ hierdurch beeinflusst wird. Ebenso spricht er davon, dass Branchen wie der Tourismus oder die Gastronomie sich nach der Krise relativ schnell erholen würden. Jedoch Teile des verarbeitenden Gewerbes stehen ohnehin vor einem tiefgreifenden Strukturwandel, vor allem wegen der politisch gewollten Dekarbonisierung der Produktion, der jetzt durch die Coronakrise zusätzlich erschwert wird. Laut ihm müsse die Politik dafür Sorge tragen, dass diese Belastungen nicht zulasten des Wohlstandsniveaus in Deutschland gehen.
Der stationäre Handel
Die vielen Beschränkungen und der erneute Lockdown haben auch die stationären Händler massiv eingeschränkt. Trotzdem erzielte der Einzelhandel in Bayern 2020 im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 7,3 Prozent, preisbereinigt von 6,4 Prozent. Im ersten Augenblick klingen diese Zahlen absurd, denn die Umsatzeinbrüche mancher Händler sind enorm, doch es gab in gewissen Bereichen massive Zuwächse, die die starken Einbrüche an anderer Stelle kompensieren konnten.
Hamstern und Ansturm auf Baumärkte
Seit Beginn der Pandemie kaufen die Verbraucher mehr und vor allem in neuen Kategorien ein. Insbesondere beliebt sind Lebensmittel und Haushaltswaren. So verzeichnete sich bei Händlern in den Kategorien Toilettenpapier, Atemmasken, Nudeln und Konserven, ein deutliches Umsatzwachstum. Ebenso großer Beliebtheit erfreuten sich die Baumärkte und Fahrradhändler. Die DIY-Branche erlangte mit unzähligen neuen experimentierfreudigen Verbrauchern ein neues Hoch und im Sommer mussten Menschen teilweise wochenlang auf ein Fahrrad warten. Doch nicht nur der stationäre Handel konnte in diesen Bereichen punkten, viele Händler wurden digital und konnten im Onlinehandel Fuß fassen.
E-Commerce Boom
Wenn nach behördlichen Anforderungen stationäre Händler ihre Pforten schließen müssen, sich die Menschen nach Hause in Isolation begeben, dann wird Online-Shopping zum neuen Hobby und der E-Commerce erlebt einen regelrechten Boom. So erzielte der Deutsche B2C-E-Commerce 2020 einen Umsatz von rund 71,5 Millionen Euro und stieg infolgedessen um 20,7 Prozent zum Vorjahr 2019. Dabei wurden physische Güter und digitale Güter, wie Software, Video, Musik Games und Bücher, ohne Dienstleistungen (Reisen, Tickets etc.), ohne Streaming und Online-Mietservices und ohne Retouren gezählt.
E-Commerce Deutschland – die Zahlen im Überblick
Im 1. Quartal 2020 erzielte der Deutsche Online-Handel 16,48* Milliarden Euro inkl. USt, damit sankt die E-Commerce-Entwicklung des ersten Quartals um rund 5,5 Milliarden Euro zum Vorjahres-End-Quartal. Im Zeitraum von April bis Juni 2020 gaben die Deutschen Verbraucher im Online-Handel 20,22 Milliarden Euro aus. Im 3. Quartal sanken die Umsätze wieder auf 19,33 Milliarden Euro. Im 4. und letzten Quartal des Jahr 2020 wurden Waren im Wert von 27,4 Milliarden Euro verkauft. Damit ergibt sich ein E-Commerce-Jahresumsatz von rund 83,43 Milliarden Euro brutto. Der gesamte Online- und Versandhandel mit Waren und Dienstleistungen erreichte einen Bruttoumsatz von 94 Milliarden Euro.
Ebenso gibt es Zahlen für die beliebtesten Warengruppen im Onlinehandel. Der Bekleidungssektor erreichte einen Umsatz von 16,34 Milliarden Euro, Elektronikartikel, sowie Telekommunikation erzielte einen Umsatz von 14,7 Milliarden Euro. Der Bereich Computer, Zubehör, Spiele und Software belegte Platz 3 mit 6,66 Milliarden Euro Umsatz. Im Bereich des E-Foods, also Lebensmittel des täglichen Bedarfs, stieg der Gesamtumsatz um fast 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr und erreichte 2,67 Milliarden Euro.
*Exakte Zahlen des E-Commerce-Umsatzes und der damit verbundenen E-Commerce-Entwicklung gibt es nicht, einige Quellen haben leichte Abweichungen, wir listen hier die Umsatzzahlen des E-Commerce Deutschlands von handelsdaten.de und Statista.com.
Black Friday, Cyber Monday und der Weihnachtswahnsinn
2020 war das Jahr, in welchem sämtliche E-Commerce-Rekorde gebrochen wurden. Der Black Friday, sowie der kurz darauffolgende Cyber Monday haben ebenso neue Höchstwerte erreicht. Aber auch das Weihnachtsgeschäft spürte kaum etwas von der anhaltenden Krise.
Laut einer Erhebung des Zahlungsanbieters Klarna, ist der Umsatz am Black Friday in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 56 Prozent gestiegen und damit wurde ein neuer Verkaufsrekord erzielt. In der „Black Week“ stieg der E-Commerce-Umsatz zum Vorjahr um 60 Prozent. Auch das Weihnachtsgeschäft spürte einen erhöhten Andrang, vom 1. Oktober bis 29. November 2020 wurden Waren im Wert von 17,4 Milliarden Euro bestellt. Insgesamt wurden so 2,59 Milliarden Euro oder 17,5 Prozent mehr ausgegeben als noch im Jahr zuvor.
Mehr Pakete als je zuvor
Aufgrund der gerade zu unausweichlichen Situation online zu bestellen, stieg seit Beginn der Coronapandemie auch der Ansturm auf Versanddienstleister. Laut einer Auswertung der internen Kundendaten des Versandtools Sendcloud, sind seit Freitag, dem 13.03.2020 rund 90 Prozent mehr Sendungen verschickt worden. Auch die Deutsche Post DHL hat eine Analyse der versendeten Pakete aufgestellt und hatte im November 2020 bereits 1,6 Milliarden Pakete hierzulande verschickt und damit vor dem Weihnachtsgeschäft 2020 den Vorjahresrekord von 1,57 Milliarden verschickter Pakete geknackt.
E-Commerce-Entwicklungen 2021
Das E-Commerce-Rekordjahr 2020 ist vorbei und ein neues Jahr hat begonnen, doch auch 2021 wird eine gute E-Commerce-Entwicklung zugesprochen. So prognostiziert Statista.com einen Netto-Umsatz von etwa 84.132 Millionen Euro. Die beliebteste Warengruppe bleibt der Bekleidungsmarkt gefolgt von Elektronik & Medien, sowie Spielzeug, Hobby & DIY. Auch die Nutzerzahlen sollen nochmals steigen, ein Wachstum von 2,2 Millionen (2020 62,4 Mio. Nutzer) ist prognostiziert. Im Zuge dessen wächst der ARPU (Engl. Average Revenue Per User – durchschnittlicher Erlös pro Nutzer) von 1.243,84 € auf 1.302,61 €. Im Bereich der Zahlungsmethoden im E-Commerce 2021 ändert sich zum Vorjahr kaum etwas, an der Spitze mit 28 Prozent ist immer noch die Banküberweisung, gefolgt von 23 Prozent E-Wallet-Zahlungen und 19 Prozent Kartenzahlung.
Wie bereits 2020 festgestellt, bestellen immer mehr Verbraucher ihre Waren mobil mit dem Smartphone oder Tablett. Bereits 58 Prozent der weltweit 24 – 38-Jährigen nutzt ihr Smartphone für den Onlineeinkauf, hingegen nutzen nur 21 Prozent dieser Zielgruppe einen Laptop für Online-Shopping. So ergeben Prognosen, dass 2021 diese Werte erneut steigen werden, sowie fast 73 Prozent der gesamten E-Commerce-Verkäufe über mobile Endgeräte getätigt werden.
Weitere E-Commerce Trends für 2021, sowie einen E-Commerce-Leitfaden finden Sie hier.
Rückblick März 2020
In einer Umfrage des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel (bevh), gaben im März bereits 89 Prozent der 135 befragten Mitgliedsunternehmen in Deutschland an, dass sich die Corona-Krise schon heute auf ihr Geschäft auswirkt. 63,6 Prozent, der Befragten, rechnen 2020 sogar mit Umsatzrückgängen wegen einer geringeren Nachfrage.
Den vollständigen Artikel „Auswirkungen der Cornoa-Epidemie im E-Commerce“ vom 20. März 2020, findet ihr hier.