Gründe für das online Einkaufen im Ausland
Laut einer Umfrage von PWC gaben 71 Prozent der befragten Internetnutzer in Deutschland an, in den vergangenen zwei Jahren mindestens einmal Waren aus dem Ausland bestellt zu haben. Dabei überstieg der Bestellwert bei den Wenigsten (4 %) die 150€-Grenze. Als einer der maßgeblichen Gründe für das zurückhaltende Kaufverhalten in ausländischen Shops sind bei jedem Dritten Bedenken bezüglich ausbleibender Lieferungen, Gebühren und Zöllen sowie die Gewährleistung und Garantie. Entscheidend für das online Einkaufen im Ausland und einen entsprechenden Kaufabschluss ist oftmals die Währung. Einer weltweiten Umfrage von Paypal zufolge fühlen sich 57 Prozent der Befragten unwohl, in einer fremden Währung Waren zu kaufen und 76 Prozent präferieren eine Zahlung in inländischer Währung.
Laut dieser Umfrage gehören Kleidung und Schuhe, mit 68 Prozent der Befragten, zu den am häufigsten gekauften Cross Border Gütern. Gefolgt von (Unterhaltungs-) Elektronik, wie Computer, Konsolen, Mobiltelefone, Musik und Bücher sowie Spielwaren mit je 53 Prozent.
Als häufigsten Grund (72 %) für Auslandseinkäufe gaben Käufer in der Umfrage von Paypal einen besseren Preis als im Inland an. Zudem spielt die Verfügbarkeit von Produkten eine Rolle. Einige Produkte sind nicht (mehr) im Inland erhältlich oder ausschließlich im Ausland verfügbar, weshalb viele Konsumenten auf grenzüberschreitendes Shopping zurückgreifen und dafür längere Wartezeiten sowie weitere Transportwege in Kauf nehmen. Nur etwa 20 Prozent der Teilnehmer der Umfrage, erwarten einen Rückgang von Online Auslandseinkäufen aufgrund von Umweltbedenken, obwohl sich in einer weltweiten Umfrage der International Post Corporation (IPC) 60 Prozent der Befragten für eine nachhaltige Verpackung und 47 Prozent für CO2-neutralen Versand aussprachen.
Cross Border E-Commerce in der EU
Der Cross Border E-Commerce Markt in der EU ist insbesondere innerhalb seiner Mitgliedsstaaten attraktiv. Für die meisten Güter entfallen Zölle, wenn der Warenverkehr innerhalb der EU stattfindet. In bestimmten Fällen gelten Ausnahmeregelungen und Beschränkungen. Diese beziehen sich jedoch auf Steuerzahlungen für Güter wie Alkohol, Tabak oder Kaffee.
Das Vertrauen in Unternehmen oder Online-Händler aus der EU ist aufgrund der einheitlichen Rahmenbedingungen größer. Weiter lässt sich dies mit der Währungsunion und der kulturellen Nähre innerhalb der EU-Länder begründen. Zudem wurden EU-weite Regelungen für cross-border Paketlieferungen und einheitliche Verbraucherschutzbestimmungen eingeführt. Allgemein empfindet die Mehrheit der Deutschen die Leistungen von europäischen Onlineshops im Vergleich zu deutschen Onlineshops genauso gut oder sogar besser. Diese Einschätzung bezieht sich auf Liefertermin, Verpackung und Lieferkosten.
Laut Cross Border Commerce Europe erwirtschafteten europäische Unternehmen 55 Prozent des Gesamtumsatzes mit grenzüberschreitendem Handel.
Ist internationaler Handel durch die Zollpflicht gehemmt?
Besondere Sorge haben Onlineshopper laut der PWC-Umfrage vor hohen Zollzahlungen. Für Sendungen aus Nicht-EU-Ländern gilt grundsätzlich eine zollamtliche Abfertigungspflicht. Zu zahlende Zölle oder Steuern sind nach Wert und Art der Ware zu bestimmen. Viele Konsumenten schrecken vor den anfallenden Zahlungen und dem entstehenden Aufwand, Sendungen beim Zoll abholen zu müssen, zurück. Darin lässt sich auch die Begründung für Bestellungen bis zu einem Wert von 150 € erkennen, da unter diesem Wert weder Einfuhrabgaben noch Zollgebühren im internationalen Handel anfallen.
Um diese Hürde zu kompensieren, bieten zahlreiche Anbieter einen EU-weiten, versandkostenfreien Versand oder internationales Free-Shipping an. Dies soll Konsumenten den Anreiz geben, trotz eventueller Zollgebühren, den Kauf abzuschließen. Zu den Top Retailern weltweit gehören der Versandriese Amazon, Alibaba und Walmart.
Brexit: Neue Herausforderungen für den Cross-Border-Markt
Eine neue Herausforderung für Cross Border E-Commerce stellt der zum Februar 2020 beschlossene Austritt Großbritanniens aus der EU dar. Fast die Hälfte der deutschen Online-Käufe im EU-Raum werden allein in Großbritannien getätigt (47 %). Dies bedeutet für Händler aus dem Vereinigten Königreich eine Anpassung ihrer Vertriebsstrategie. Besonderes Augenmerk muss auf E-Commerce Trends gelegt und neue Absatzmöglichkeiten erschlossen werden, um den Einkauf aus dem zukünftigen Nicht-EU-Land, trotz Zöllen, attraktiv zu halten. Bis Ende des Jahres 2020 sollen keine zollrechtlichen Änderungen vorgenommen werden. Nach dieser Übergangszeit bleibt abzuwarten, wie sich der Handel danach verändern wird.