Der E-Commerce im Jahr 2021
Letztes Jahr haben wir erlebt, wie sich das Einkaufsverhalten durch den Lockdown und die Schließung des stationären Einzelhandels veränderte. Seit Beginn der Pandemie ist der E-Commerce stark angestiegen. Nach Angaben des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel Deutschland e. V. (bevh) erzielte der Onlinehandel allein im 3. Quartal ein Plus von 14,8 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damit wurde das wachstumsstärkste 3. Quartal der letzten fünf Jahre verzeichnet.
Das umsatzstärkste Segment im E-Commerce 2021 war „Bekleidung“ mit einem E-Commerce-Umsatz von 5,7 Mrd. Euro. Doch auch andere Waren werden immer öfter online eingekauft. Laut bevh war im 3. Quartal des letzten Jahres die am stärksten gestiegene Warengruppe gegenüber dem Vorjahr, das Produktsegment „Lebensmittel“, mit einem Umsatzplus von 34,5 %. Die Bereiche DIY und Blumen folgen mit einem Quartalsumsatz von 878 Mio. Euro (Q3 2020: 675 Mio. Euro).
Lasst uns nun einen Blick auf die verschiedenen Bereiche des E-Commerce und deren Entwicklung 2021 werfen.
Marketing
Seit Jahren verfolgen wir die spannende Entwicklung des digitalen Marketings. Dank des schnellen Informationsflusses durch das Internet dauert es heutzutage keine Wochen mehr, wenn überhaupt Minuten, bis sich neue E-Commerce Marketingmaßnahmen durchsetzen. Dieses Jahr waren viele Trends im Umlauf, von denen uns einige auch die nächsten Jahre begleiten werden.
Vor allem im Bereich des M-Commerce können wir signifikante Veränderungen bemerken. Wie wir schon in den letzten Jahren gesehen haben, recherchieren und kaufen immer mehr Kund:innen online. Laut der Salesforce-Studie „Shopping-Index“ wurden in den ersten Monaten des letzten Jahres dabei weltweit 57 % der Bestellungen über mobile Endgeräte getätigt. So kaufte im Jahr 2021 bereits die Hälfte der Deutschen über das Smartphone ein.
Doch trotz steigender Nutzungszahlen auf mobilen Endgeräten sind viele Onlineshops immer noch primär auf die Desktopvariante ausgerichtet. Selbst wenn über mobile Endgeräte nicht der tatsächliche Kauf stattfindet, sollte eine mobil-optimierte Website zum Standard werden. Zudem wird geraten, E-Commerce-Webseiten benutzerfreundlicher zu gestalten, um Kaufabbrüche und Seitenabsprünge zu vermeiden. Diese Punkte tragen dann unter anderem zu den Rankingfaktoren der Suchmaschinen bei.
Wir leben in einer Zeit des digitalen Überflusses an Inhalten und Informationen, in der es immer schwieriger wird potenzielle Kund:innen zu erreichen. Ein perfektes Marketingtool ist Video-Marketing, um aus der Masse herauszustechen und die Aufmerksamkeit der Kund:innen auf sich zu ziehen. Dabei erhöhen Videos nicht nur die Verweildauer auf der Website, sondern schaffen auch Vertrauen bei den Kund:innen. Denn ein kurzer Produkt- oder Imagefilm, welcher einen Blick hinter die Kulissen gewährt, wirkt positiv auf die Beziehung zwischen Kunde:in und Unternehmen. Besonders im Bereich Social Media gewinnen Videos mehr an Bedeutung – das Potenzial für das Wachstum des Bereiches ist riesig. Hier ist zu bedenken, dass kurze Videos mit einer Laufzeit von zwei Minuten, von den meisten Nutzer:innen gesehen werden. Dazu sollten sie unterhaltsam sein und dem Kunden:in einen Mehrwert bieten. Das Potenzial des Video-Marketings wurde schon von vielen Unternehmen erkannt. Das zeigt die Video-Marketing-Statistik von Postclick, die angibt, dass im Jahr 2021 bereits 61 % der Unternehmen ihre Online-Video-Budgets erhöht haben.
Was uns im E-Commerce Marketing 2021 besonders aufgefallen ist, ist der Social Commerce. Egal ob auf Meta, TikTok oder Snapchat, alle bieten den direkten Verkauf von Produkten über ihre Plattformen an. Sogar die Videoplattform YouTube arbeitet an einer internen Verkaufsplattform. Der Vorteil dabei: Kund:innen können direkt durch Kommentare, Likes und Nachrichten mit den Unternehmen und untereinander interagieren. Laut der Studie der ECC Köln sind 57 % der Befragten schon mal über Social Media Plattformen auf ein Produkt aufmerksam geworden, bei den jüngeren Konsumenten waren es sogar ganze 91 %. Prognostiziert wird, dass das Wachstum auch in den nächsten Jahren nicht nachlassen wird.
Technik
Auch im technischen Bereich des E-Commerce hat sich einiges getan. Letztes Jahr lag der Fokus auf einer guten User Experience. Doch die rasante Entwicklung des E-Commerce bringt für viele Shops mehr Konkurrenz mit sich, von der es sich zu differenzieren heißt, um mithalten zu können. Eine technische Neuerung, die sich im Jahr 2021 durchgesetzt hat, war der Headless-Commerce. Ganz einfach erklärt, wird bei dieser Methode der Front- und Backend getrennt. Zwischen dem Front- und Backend liegt dabei eine Schnittstelle (API), die eine Schlüsselfunktion übernimmt. So sind Händler:innen in der Lage, ihre Online-Schaufenster selber anzupassen und Kund:innen besser beim Online-Einkauf zu unterstützen. Headless-Commerce hat den großen Vorteil, dass bei der Veränderung des Frontends das Backend nicht betroffen ist.
Headless Commerce eignet sich vor allem für Unternehmen, die für eine optimale User Experience auf verschiedene Endgeräte und Devices ausgerichtet sind. Es lassen sich verschiedene Frontends durch ein einziges Backend pflegen, denn jedes einzelne System einer Headless-Architektur funktioniert für sich – eine größere Flexibilität ist so garantiert. Wenn dieses komplexe System einmal aufgesetzt ist, profitieren Betreiber auf lange Sicht durch Zeit- und Kostenersparnis.
Mit der Pandemie hat die Bedeutung des E-Commerce und die Erfahrungen der Nutzer beim Onlineshopping noch weiter zugenommen, was zu mehr Aufgaben bei den Entwicklern führt. Denn wenn eine Website online gegangen ist, hört die Arbeit nicht auf. Es gibt immer wieder Aktualisierungen und Änderungen, um die sich Entwickler kümmern müssen. Falls sich die Änderungen auf die APIs auswirken, müssen die Software Development Kits (SDKs) aktualisiert werden. Je mehr Aktualisierungen, desto komplizierter und häufiger werden die Prozesse. Um dies zu vermeiden und wiederholte sowie monotone Arbeit abzuschaffen, werden immer mehr automatisierte SDKs verwendet. Zusätzlich zu No Code Mainstream-Software, die routinemäßige Integrationsarbeiten automatisiert, werden wie in den letzten Jahren immer mehr Entwickler auf SDKs zurückgreifen.
Ein weiterer Aspekt ist die Verwendung von Graph Query Language (GraphQL), die in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Aufstieg erlebt hat. Dieser hielt auch im Jahr 2021 an. Die von Facebook entwickelte Sprache kann durch Graphen vorliegende Daten effizient abfragen und gezielt ändern. Diese Sprache ist so ähnlich wie SQL, aber der Einsatz bezieht sich nicht auf Datenbanken, sondern auf die Abfragesprache für APIs im Web und in der Cloud. Im Grunde vereinfacht sie den Prozess der Datenabrufe, zudem beschleunigt sie den Gesamtprozess. Die Verwendung von GraphQL ist ein unverzichtbares Tool im Jahr 2021, um mit den ständigen Veränderungen und Ansprüchen der Käufer:innen mithalten zu können.
Logistik
Auch im Jahr 2021 gab es Veränderungen im Retourenmanagement. Immer noch ist es der Fall, dass 15 % der online verkauften Waren zurückgeschickt werden. Die Gründe hierfür sind unterschiedlich. Die Ware entspricht nicht der Qualitätserwartung, bei der Lieferung waren Probleme oder Kund:innen haben zu viel bestellt. Um dies zu verringern, haben viele Onlinehändler auf Automatisierungen und personalisierte KI zurückgegriffen. Automatische Produktvorschläge, die auf die Kund:innen zugeschnitten sind, sollen Retouren in Zukunft minimieren.
Neben dem Retourenmanagement der Unternehmen war ein weiterer wichtiger Punkt in der Logistik 2021 schnellere Liefergeschwindigkeiten. 64 % der Onlineshopper tätigen eher eine Bestellung, wenn die Ware am selben oder nächsten Tag geliefert wird, zeigte eine Statistik der Coldwell Banker. Zudem sind Kunden bereit, für eine schnellere Lieferung höhere Versandkosten zu bezahlen. So ist es wichtig, die Auftragsabwicklung zu verbessern und eine schnelle Lieferung anzubieten, um das Vertrauen und die Loyalität der Kund:innen zu gewinnen.
Ein wichtiges Thema im Bereich E-Commerce Logistik 2021 war Nachhaltigkeit. Immer mehr Kund:innen wünschen sich neben nachhaltigeren Verpackungen auch eine nachhaltige Versand- und Produktionskette. Einige Unternehmen haben schon im letzten Jahr darauf reagiert. Statt ihre Ware in Plastiktüten zu verschicken, setzen große Konzerne wie H&M auf Papierverpackung, die vom Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert wurden. So wird bei den hohen Bestellmengen, die rausgehen, der ökologische Fußabdruck etwas minimiert. Wir sind gespannt, wie sich der Umweltschutz und die Nachhaltigkeit im E-Commerce in den nächsten Jahren entwickelt.
Das geschah im E-Commerce 2021 – kurz und knapp
- Amazon kämpft weiterhin mit Fake Reviews und fordert auf den sozialen Netzwerken nach Unterstützung.
- 2021 boomt der E-Food-Handel. Laut der bevh legte der Onlinehandel mit Lebensmitteln im ersten Quartal ein Plus von 84,5 % hin.
- Ehemals Facebook hatte ein spannendes Jahr. Die Social Media Plattform heißt nun Meta. Dies soll den Fokus auf eine neue Entwicklung des Unternehmens widerspiegeln.
- Auf Instagram gibt es nun für jeden Link-Sticker. Seit letztem Jahr kann jeder, ohne eine gewisse Anzahl an Follower zu besitzen, Links in seine Storys setzen.
- Im Frühjahr 2021 veränderte Apple die digitale Marketingwelt. Apple führte die App Tracking Transparency (ATT) ein. Durch diese Neuerung mussten Plattformen wie Meta Umsatzverluste einbüßen, aber auch das mobile Marketing wurde dadurch gehemmt.
- Google verschob das Ende der Third-Party-Cookies auf Chrome, aber überschüttete uns mit zahlreichen Updates im Jahr 2021.
- Erstmals waren die Black-Friday-Umsätze geringer als im Vorjahr. Der Grund hierfür war, dass Weihnachtsgeschenke früher gekauft wurden, um Lieferprobleme zu umgehen. Ein anderer Grund war das veränderte Konsumbewusstsein, bei dem viele Nutzer:innen den Hashtag #GreenFriday unterstützten.
E-Commerce Trends 2022
Der E-Commerce hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. Die Veränderungen durch die Pandemie und zahlreiche Lockdowns schwächten den stationären Handel und es hieß sich anzupassen. So wird laut Prognose im Jahr 2025 ein Marktvolumen von über 167.964 Mio. € im Onlinehandel erreicht. Dies ist eine rasante Entwicklung und die Zukunft gehört denjenigen, die sich schon jetzt darauf vorbereiten. So solltest Du diese E-Commerce-Trends für das Jahr 2022 kennen.
Voice Commerce
Beim Voice Commerce können Verbraucher:innen via Sprachassistenten, sei es Alexa, Google, Bixby, Cortana oder Siri, ganz einfach einkaufen. Laut Prognosen wird der Voice-Shopping-Markt weiter wachsen und bis Ende 2022 auf 40 Milliarden US-Dollar geschätzt.
In einer globalen Studie hat das Marketingunternehmen MIQ untersucht, wie sich neue Technologien auf das Einkaufsverhalten der Verbraucher:innen auswirken. Voice Shopping verzeichnet innerhalb von zwei Jahren ein Plus von 205 % in Deutschland. Dabei sind die beliebtesten Produkte Elektronik, Kleidung und Kosmetika. Die größte Hürde für den Voice Commerce ist, dass Verbraucher:innen das Produkt nicht sehen können.
Künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz oder kurz KI ist schon seit einigen Jahren im Einsatz. Es handelt sich dabei um Algorithmen, die eigenständig lernen und das Verhalten der Kund:innen analysieren. Mit den wachsenden Ansprüchen der Kund:innen wächst auch die Verwendung von KI im E-Commerce. So kommt der KI auch in den kommenden Jahren eine große Bedeutung zuteil.
Die allgemeine Customer Experience soll auch im Jahr 2022 durch KI auf verschiedensten Einsatzgebieten unterstützt werden. Vor allem sollen smarte KI-Chatbots Kund:innen Support in Echtzeit bieten. Auch KI-gestützte Voice Chats, wie sie im Call-Center zu hören sind, sollen verbessert werden, um sie für die Anrufer:innen angenehm zu machen. Zudem sollen im nächsten Jahr vermehrt Text- und Sentiment-Analysen verwendet werden. So können KIs Textinhalte erkennen und z. B. Mails schneller an die richtige Abteilung leiten.
KI ist im E-Commerce nicht wegzudenken, auch wenn die Veränderungen der nächsten Zeit minimal erscheinen, können sie über den Erfolg Deines Webshops entscheiden.
Augmented Reality
Augmented Reality (Abk. AR) ist nichts Neues, aber ein unverzichtbares Tool für das nächste Jahr. Mit der App IKEA Place, in der AR genutzt wird, können Möbel und Accessoires virtuell im eigenen Zuhause ausprobiert werden. So müssen Kund:innen sich nicht mehr vorstellen wie ihre Möbel daheim aussehen könnten, denn die App positioniert sie realitätsnah an der vorgesehenen Stelle. Ein anders Beispiel ist Sephora. Die Kosmetikkette bietet Kund:innen schon seit 2017 die Möglichkeit verschiedene Make-up Looks auszuprobieren. Fazit: die virtuelle Anprobe kommt bei den Kund:innen sehr gut an.
AR ist schon seit Jahren im Trend, um die Customer Experimente zu steigern und den Kund:innen auch online ein Shoppingerlebnis wie im stationären Handel bieten zu können. Die Verwendung von AR ist eines der sichersten Tools für E-Commerce Unternehmen, um neue Kund:innen zu gewinnen. Die Investition scheint zunächst sicherlich hoch, dennoch wird sie sich langfristig bezahlt machen.
Video-Marketing
Mittlerweile ist die Darstellung von Unternehmen und Produkten im Videoformat ein Muss. Die Kund:innen wollen schnelle, informative und interessante Inhalte sehen. Vor allem ist es wichtig, authentische Videos mit überzeugenden Geschichten zu erstellen. Egal, ob Du Produkte oder eine Dienstleistung bewerben willst – Videos sind DAS Kommunikationsformat. Ein Vorteil des Videomarketings ist es, dass häufig gesehene und geteilte Videos positive Auswirkungen auf Dein Google-Suchranking haben können. Ein kurzes Video zu erstellen, kann so oft erschwinglicher sein, als einen großen Blog-Beitrag zu verfassen.
Im Jahr 2022 gibt es verschiedene Trends im Video-Marketing. Vertikale Videos fühlen sich natürlicher an beim Scrollen durch die sozialen Medien und werden so im nächsten Jahr diese auch dominieren. Das Hochformat hat sich bereits jetzt auf den Plattformen von TikTok, Snapchat, Instagram, Facebook und sogar YouTube verwurzelt. Außerdem ist bei vielen Unternehmen schon das In-Video-Shopping aktiv. Hier können gezielt Produkte vermarktet werden, indem diese in den Videos präsentiert und passende Links platziert werden, die die Kund:innen direkt auf das Produkt weiterleiteten.