Toni
Antonia

· 16 min Lesezeit

Thema: E-Commerce

E-Commerce Trends 2021

Do’s and Don’ts für Onlinehändler

Der E-Commerce hat sich in den vergangenen 12 Monaten stark entwickelt und wuchs stärker als in all den Jahren zuvor. Maßgeblich profitieren konnte der Onlinehandel von der Corona-Pandemie und dem daraus resultierenden Lockdown mit seinen Schließungen des stationären Einzelhandels. Die Zahl der deutschen E-Commerce-Nutzer wird Prognosen zufolge bis 2024 um weitere 9 Prozent steigen und über 30 MillIarden Euro mehr als 2020 erwirtschaften. Um Teil dieses Wachstums zu sein, ist es wichtig am Puls der Zeit zu bleiben und die E-Commerce Trends zu kennen.

In den vergangenen 20 Jahren wuchs der Onlinehandel zu einer milliardenschweren Branche heran und hat sich insbesondere im vergangenen Jahr als absoluten Gewinner entpuppt. Trotz anfänglicher Startschwierigkeiten im ersten Corona Jahr 2020, konnte die gesamte Branche große Gewinne erzielen. Im folgenden betrachten wir wichtige E-Commerce Trends für das Jahr 2021.

Customer Experience

Die User Experience (UX) steht wie jedes Jahr an der Spitze der Prioritätenliste, denn sie beeinflusst maßgeblich das Kaufverhalten der Nutzer. Für Onlinehändler ist es demnach notwendig, ihren Kunden das bestmögliche Einkaufserlebnis zu bescheren.

86 Prozent der Käufer sind sogar bereit, für ein positives Erlebnis mehr zu zahlen. Zudem ergaben Untersuchungen, dass die Customer Experience in Zukunft DAS Marken-Differenzierungsmerkmal sein wird und sogar einen höheren Stellenwert als der Preis oder die Produktqualität einnimmt. 

Ein cleanes und minimalistisches Design steht auch im neuen Jahr hoch im Kurs. Mikroanimationen von Schaltflächen und animiertes Storytelling unterstützen die UX und bewerten unterbewusst das Kauferlebnis positiv. Zudem steht die Reduzierung des Interaktionsumfangs für den Kunden zunehmend im Mittelpunkt, um den Fluss durch den Onlineshop bis zum Checkout mit möglich wenigen Unterbrechungen zu gestalten. Hierzu zählt bspw. die Nutzung biometrischer Daten zum Login.

Weiter steigender mobile E-Commerce 

Ein Geheimnis ist es schon lange nicht mehr und doch wird es noch immer von zahlreichen Onlinehändler vernachlässigt: die Mobile Optimierung im E-Commerce.

68 Prozent der Online-Einkäufer präferieren die Produktrecherche über mobile Endgeräte und ziehen den digitalen Weg dem direkten Kontakt mit Verkäufern vor. Die Corona-Krise befeuerte diesen Trend noch einmal und bescherte gut optimierten Onlineshops größere Warenkörbe und Umsätze. 

Schlechte oder mangelhafte mobile Usability hingegen wird von Nutzer mit Seitenabsprüngen und Kaufabbrüchen bestraft. Zudem würden über 50 Prozent der befragten Websites mit schlechten mobilen Auftritten nicht weiterempfehlen. Ein Drittel gab weiterhin an, sich selbst nach nur einer schlechten Erfahrung von einer Marke, die er eigentlich gut findet, abzuwenden.

Mit einem Blick auf zahlreiche Marktforschungsuntersuchungen ist davon auszugehen, dass bis Ende 2021 über 70 Prozent der gesamten E-Commerce-Käufe über Onlineshops oder digitale Kanäle und Plattformen getätigt werden. 

Geschätzter mobiler E-Commerce-Umsatz weltweit
Geschätzter mobiler E-Commerce-Umsatz weltweit

Progressive Web Apps (PWA) werden in diesem Zusammenhang an Bedeutung gewinnen und weiter an Fahrt aufnehmen. PWA Technologie verknüpft die Merkmale einer responsiven Website mit denen einer nativen App. Sie ist dadurch teilweise offline fähig.

Vor allem die Suchmaschine Google forciert diese Technologie, um sie noch stärker im Markt zu platzieren. Im Zusammenhang mit Mobile Commerce wird auch Voice Search ein wachsender Trend in 2021 sein.

Die Spracheingabe stellt die komfortabelste Eingabeform dar und kann in verschiedenen Bereichen interessant werden, Beispielsweise auch für eine barrierefreie Bewegung im E-Commerce. Eine vermehrt sprachbasierte Navigation bzw. eine Option darauf in Onlineshops könnte künftig die Sprachsuche signifikant verändern – auch für jene, die darauf angewiesen sind. Entsprechende Plugins – auch für den Checkout-Bereich – sind bereits unter anderem von Magento Commerce vorhanden, dennoch fehlt die Implementierung in vielen Shops.

Umwelt, Nachhaltigkeit und Corporate Digital Responsibility 

Die Themen Nachhaltigkeit und Umwelt haben im vergangenen Jahr eine nie dagewesene mediale Aufmerksamkeit erhalten. Insbesondere die junge Generation (Millennials) sieht in nachhaltigem und bewusstem Konsum die Zukunft des Handels und bevorzugen Marken mit derselben Haltung.

Aus dem Harvard Business Review geht hervor, dass über 65 Prozent der Verbraucher Produkte und Marken kaufen möchten, welche sich für Nachhaltigkeit einsetzen. Dies spiegelt sich auch im Marktwachstum wider. Produktkategorien mit Nachhaltigkeitsansprüchen erreichen ein doppelt so hohes Wachstum als „traditionelle“ Kategorien. Der Einsatz für die Nachhaltigkeit scheint somit nicht nur einen positiven Einfluss auf die Umwelt zu haben, sondern wirkt auch verkaufsfördernd und umsatzsteigernd. 

Im gleichen Maße wird auch der Wunsch nach Responsibility bzw. Verantwortung durch Unternehmen für Konsumenten verstärkt von Bedeutung sein. Während dabei lange Zeit auf Corporate Social Responsibility (CSR) gesetzt wurde, wird mittlerweile immer häufiger von Corporate Digital Responsibility (CDR) gesprochen.

Dabei geht es vor allem um Datensicherheit und digitale Ethik. Verbraucher wollen zunehmend Kenntnis darüber haben, was mit ihren Daten geschieht. Für Onlinehändler wird es immer wichtiger transparent zu sein und schlüssige Antworten zu liefern, welche über die Erfüllung reiner gesetzlicher Anforderungen hinaus gehen. 

Die freiwillige Offenheit bezüglich Nachhaltigkeit und Ethik wissen Konsumenten zu schätzen und es steigert ihr Vertrauen in Unternehmen. 

Kontaktloses und biometrisches Online-Payment

Seitdem Google Pay und Apple Pay in Deutschland an den Start gingen, gibt es für kontaktloses, mobiles Zahlen kaum noch Grenzen. Allem voran hat die Corona-Pandemie der Zahlungsmethode einen ordentlichen Schub nach vorn beschert. 

Der digitale Geldbeutel gehört nicht nur zur Zukunft der Zahlungsmethoden, sondern ist bereits fest in unserem Alltag etabliert. Fast jede Shopping-App ist mittlerweile mit der Biometrie-Authentifizierung ausgestattet und ermöglicht somit einen schnellen und unkomplizierten Checkout-Prozess, ohne immer wieder seine persönlichen Zahlungsdaten eingeben zu müssen. Das Thema Komfort steht auch beim Payment im Fokus des Kauferlebnisses. Kunden sollen möglichst wenig interagieren müssen, um einen Kauf abschließen zu müssen. Als wichtiger Trend zählt unter anderem Click-to-Pay bzw. die Pay-Wallet. 

B2B E-Commerce 

Auch der B2B Bereich konzentriert sich zunehmend auf den E-Commerce. Bereits 73 Prozent der Online-Einkäufer sind Millennials, auch Generation Y genannt (1981 bis 1996 geboren) und dies spiegelt sich zunehmen auch im B2B wider. 

Direkter Kontakt über den Verkäufer wird hier verstärkt nebensächlich. Über Dreiviertel der Befragten einer Studie von MicKinsey gaben bereits im Frühjahr 2020 (vor Corona) an, digitale Dienste oder Remote-Ansätze dem persönlichen Kontakt vorzuziehen. Seither hat sich diese Tendenz sogar verschärft. 

E-Commerce Trends B2B

Nur 20 Prozent hofften, laut dieser Studie, zukünftig wieder in den direkten und persönlichen Kontakt mit dem Vertrieb bzw. Außendienst zu treten. Dies liegt vor allem an drei entscheidenden Komfortfaktoren: Flexiblere Terminvereinbarung, Sicherheit vor Infektion und gespart Reisekosten. 

Interessant für Onlinehändler dürfte in diesem Zusammenhang auch die Investitionsbereitschaft der B2B-Kunden sein. Während lange die vorherrschende Meinung galt, dass nur kostengünstige und Kleinstartikel online gekauft werden, wandelte sich dieses Bild im Laufe der vergangenen Jahre. 70 Prozent der Befragten B2B-Entscheider aus der McKinsey Studie tätigen Online-Käufe über 40.000 Euro und 27 Prozent sogar über 400.000 Euro. Laut einer Studie von Adobe, Akeneo und TechDivision planen 78 Prozent der befragten Entscheider sogar eine Erhöhung des E-Commerce-Budgets für das Jahr 2021. Zudem erwägen 39 Prozent von ihnen eine Erweiterung des angebotenen Sortiments in ihren Onlineshops. Hier besteht demnach ein großes Potenzial auch Umsätze mit preisintensiven Produkten zu generieren. 

Videostreaming und Podcasts

Einer der neusten aufblühenden Trends ist das Video- bzw. Livestreaming. Streaming schafft neue Möglichkeiten für viele Branchen und Dienstleistungen. Sei es eine digitale Messe, eine Produktvorstellung, ein Webinar oder oder oder. Auf Social Media Plattformen wie Twitch werden Videospiele von Streamern vorgestellt, wobei sie eine ähnliche Rolle wie Influencer auf Instagram einnehmen.

Live-Streams erfreuen sich besonders in der Pandemie großer Beliebtheit, da sie Nähe und Menschlichkeit suggerieren, welche in Zeiten von Kontaktbeschränkungen einen hohen Stellenwert genießen. In diesem Zuge könnte in 2021 das Multistreaming, über mehrere Kanäle hinweg, auf großes Interesse stoßen. 

Auch Podcasts erfuhren im Jahr 2020 einen Aufschwung und erlebten durch den zuletzt aufkommenden Hype um die „Clubhouse“-App einen weiteren Höhepunkt. Audio-basiertes Social-Media ist für viele Nutzer ein leicht zugängliches Medium, welches auch nebenbei konsumiert werden kann. 

Sowohl das Video- als auch das Audio-Streaming, werden in 2021 zu den wichtigsten Trends des Jahres gehören. Beide erhöhen die Reichweite um ein vielfaches. Zudem können neue Zielgruppen erschlossen und das Branding positiv beeinflusst werden.

Die Macht des Storytellings nutzen

Produkte, die eine Geschichte erzählen, verkaufen sich besser und auch zu einem höheren Preis. Dies zeigte ein interessantes Experiment aus dem Jahr 2009 („Significant Object Projekt“). 

Auch der Markt hat die Macht der „Stories“ und deren Wirkung auf das Kaufverhalten erkannt. Einen großen verkaufsfördernden Einfluss hat hierbei auch das Influencermarketing.

Google erkannte diesen Trend bereits vor einigen Jahren und bietet inzwischen mit Google Web Stories (ehemals: AMP Stories) ein eigenes Format an, welches vorrangig für mobile Nutzer gedacht ist, welche Inhalte komprimiert konsumieren möchten. 

E-Commerce Trends
Abbildung aus dem Whitepaper: E-Commerce Trends 2021 auf Basis von Samuel Schmitt

Beide Formate sind besonders attraktiv, da sie mit Leichtigkeit zu konsumieren sind. Zudem generieren insbesondere die Web Stories beträchtlichen Traffic, da sie – anders als Facebook- oder Instagram- Stories – eigene URLs haben, welche über die Google-Suche gefunden und im E-Mail-Marketing eingebettet werden können. In den Suchergebnissen werden die Stories zusätzlich bevorzugt behandelt – eine Investition kann sich hier demnach bezahlt machen. 

E-Commerce Leitfaden  

Unser Leitfaden dient als Ratgeber und beinhaltet das Best Practise des E-Commerce im Jahr 2021.

Do’sDon’ts
✔︎ Stets offen für Neues bleiben (Technologien, KI Plattformen, …) JEDOCH auch kritisch für den eigenen Zweck hinterfragen✘ Ständige Strategiewechsel. Wer immer wieder auf „ein neues Pferd“ setzt, verliert seine Glaubwürdigkeit gegenüber Kunden und Geschäftspartnern
✔︎ Netzwerk aufbauen und nachhaltig pflegen✘ Abverlangen zu vieler Daten von seinen Kunden
✔︎ Stets die Zielgruppe und dessen Bedürfnisse im Blick behalten✘ Schwammig formulierte oder fehlende Zielsetzungen
✔︎ Den richtige Payment-Mix auswählen (= Umsatztreiber)✘ Vernachlässigung der organischen Suche (nicht optimierte Keywords, Meta-Beschreibungen, URLs und Bildmaterial)
✔︎ Klaren USP herausstellen und durch Storytelling kommunizieren✘ Bedürfnisse und Wünsche der Zielgruppe ignorieren bzw. diese nicht genau kennen
✔︎ Auf ein auffallendes, einprägsames und einheitliches Design mit unterstützenden Features (z.B. Flying Labels) setzen✘ Wettbewerbssituation unterschätzen
✔︎ Digitale Touchpoints während des gesamten Einkaufsprozesses (PXM)✘ Sich darauf verlassen, dass Kunden von „allein“ auf den Onlineshop aufmerksam werden
✔︎ Vereinfachte Prozesse für den Nutzer durch wenig notwendige Interaktionen schaffen (reduzierter Aufwand = höhere Zufriedenheit)
✔︎ UX wird als Marken-Alleinstellungsmerkmal immer wichtiger. Optimierungen und Investitionen lohnen sich
✔︎ Mobile-First! Der Onlinehandel zentriert sich immer stärker auf mobile Endgeräte. Die Performance sollte gleichwertig oder besser sein, als auf dem Desktop.

Fazit

Das Kaufverhalten der Deutschen hat sich während der Corona-Pandemie stark verändert und sich bedingt durch den Lockdown auf Onlinekanäle fokussiert.

Experten sind sich einig, dass dieser Trend eine nachhaltige Entwicklung darstellt. Umso wichtiger ist es sich im Dschungel der Onlineshops zu behaupten und für Kunden attraktiv zu sein. Die kleinste negative Erfahrung kann Kaufinteressenten dazu bewegen, sich abzuwenden und bei der Konkurrenz ihren Einkauf zu tätigen. Der Onlinehandel ist zum festen Bestandteil unseres Alltags geworden und mit ihm wachsen auch die Ansprüche der Konsumenten, wie es die E-Commerce Trends zeigen.

Auch im B2B-Bereich werden der digitale Ansatz sowie der E-Commerce die dominierenden Rollen einnehmen, da zukünftig – auch verstärkt durch die Pandemie – der persönliche Verkauf nur noch für 20 – 30 Prozent der Entscheider von Belang ist. Die Mehrheit der B2B-Entscheider sprechen sich für digitale Lösungen und Plattformen mit Selbstbedienungslösungen aus.

Die wichtigste aller Regeln, neben der technisch einwandfreien Seite, ist sowohl im B2C als auch im B2B der Fokus auf die Zielgruppe! Wer diese und seine Strategie aus den Augen verliert, kann im schnelllebigen Markt nicht nachhaltig bestehen.

Toni
Geschrieben vonAntonia