Scamming und Phishing
Die bekanntesten Begriffe im Zusammenhang mit Onlinebetrug sind Scamming und Phishing. Beide Betrugsmethoden sind vor allem bei Privatpersonen verbreitet.
Unter Scamming werden verschiedene Betrugstaktiken zusammengefasst, bei welchem gutgläubige Menschen mit gefälschten Identitäten um hohe Bargeldsummen gebracht werden. Viele dieser Betrugsarten werden vor allem auf sozialen Netzwerken genutzt. Jedoch zählen auch Mails darunter, welche dubiose Zahlungsaufforderungen enthalten und der Absender sich beispielsweise als eine Behörde ausgibt.
Beim Phishing geht es darum an Passwörter für Kunden- oder Bankkonten zu gelangen. Die meisten Versuche werden im Bestellprozess in Onlineshops gestartet. Dabei kann die Seite der Bestellabwicklung durch eine Kopie des Betrügers ersetzt und die Zugangsdaten abgefangen werden – auch wenn der Onlineshop der richtige ist! (s. Pagejacking)
Sowohl Scamming als auch Phishing bezeichnen Arten des Betrugs, bei welchen sensible und personenbezogene Daten über das Internet gestohlen werden.
Steigender Betrug im Internet
E-Commerce-Betrug gibt es bereits so lange wie den Onlinehandel selbst. Erschreckend ist die Zahl der jährlich polizeilich erfassten Fälle von Cyberkriminalität in Deutschland. Im Jahr 2019 gab es über 100.000 Fälle von Betrug im Internet – die Dunkelziffer dürft dabei noch um einiges höher liegen.
Der dadurch resultierende jährliche finanzielle Schaden in Deutschland ist immens. Im vergangenem Jahr (2019) belief er sich auf über 87 Millionen Euro (Bundeskriminalamt).
Beliebte Betrugsmaschen online
Betrügerische Absichten und gibt es Online unzählige und die Betrüger werden dabei immer raffinierter und kreativer. Zu den beliebtesten Betrugsmaschen online zählen:
E-Mail-Phishing
Es gibt wohl kaum jemanden, der regelmäßig im Netz unterwegs ist, der noch keine Phishing Mails erhalten hat. Diese Mails kennzeichnen sich durch einen unseriösen Inhalt oder durch eine unbekannte Herkunft (Absender). Jedoch hat sich auch diese Masche weiterentwickelt: Sie enthalten gefälschte Rechnungsstellungen oder Bestellbestätigungen von bekannten E-Commerce-Händlern, wie Amazon, und versuchen damit entweder eine Transaktion zu erwirken oder auf eine verhängnisvolle Website weiterzuleiten. Dort lauern dann Viren und Malware, um an Passwörter oder andere Zugangsdaten zu gelangen, wie bspw. für das Bankkonto.
Identitätsdiebstahl
Identitätsdiebstahl betrifft vor allem Onlinehändler. Sie ist die derzeitig am stärksten wachsende Online Bedrohung. Gelangen Kriminelle an persönliche Informationen, können Sie damit beispielsweise Kreditkarten beantragen und ohne das Wissen des Geschädigten einsetzen oder die gestohlenen Informationen auf dem Schwarzmarkt verkaufen.
Pagejacking
Beim Pagejacking imitieren Betrüger bestehende und vertrauenswürdige Shopseiten und gelangen somit an die Daten der Kunden der originalen Website. Im schlimmsten Fall werden bekannte Shops kopiert und damit viel Suchmaschinentraffic abgefangen. Besonders verbreitet ist das Nachahmen von Anmeldeseiten, auf welchen Nutzerdaten und Passwörter preisgegeben werden müssen.
Chargeback-Betrug
Sehr ärgerlich für Händler im E-Commerce ist der Chargeback-Betrug. Dabei werden Bestellungen mit hohem Wert im Onlineshop bestellt und bei Versandbestätigung die Zahlung storniert oder bei der entsprechenden Kreditkartenfirma wird behauptet, dass ein Identitätsdiebstahl vorliegen würde. Der Betrüger behält die Ware und zahlt nichts dafür.
Eine andere beliebte Masche ist das Anzeigen von angeblichem Warenverlust. Hierbei wird angegeben, dass ein Paket mit der entsprechenden Ware nicht beim Kunden angekommen sei, um ein kostenloses Duplikat vom Händler zu erhalten. Somit hat der Betrüger zwei Produkte, storniert das unrechtmäßig erhaltene Duplikat, um das Geld zurückerstattet zu bekommen und behält sein angeblich nicht geliefertes Produkt zum Nulltarif.
Affiliate-Betrug
Affiliate-Betrug betrifft ausschließlich Onlinehändler mit einem entsprechenden Affiliate-Programm bzw. Affiliate-Marketing. Dabei erhält der Affiliate Links, mit denen er Produkte promotet und neue Kunden wirbt. Dafür erhält er vom Verkäufer/Händler eine Provision. Betrüger manipulieren diese Links, um sich damit eine größere Gruppe an angeworbenen Besuchern vorzutäuschen und somit einen größeren Gewinn einzuheimsen.
Wenn wir bedenken, dass circa 81% der Marken ein Partnerprogramm haben, kann diese Betrugsart viele Shops betreffen. Jedoch sind für diese Art des Betrugs in den meisten Fällen Hacking-Kenntnisse erforderlich, um unentdeckt zu bleiben.
Betrug stoppen, bevor er beginnt: Betrugsprävention im Onlineshop
Eine gute Nachricht direkt zu Beginn: Wer Auffälligkeiten im Onlineshop rechtzeitig erkennt und Gefahren vorbeugt, kann die meisten Betrugsfälle verhindern. Besonders sensible und anfällige Bereiche des Onlineshops sind der Bestell-, Anmelde- und Bezahlungsprozess. Bei allen ist eine hohe Sensibilität bei der Bearbeitung und Überwachung erforderlich. Zudem sind Sicherheitsmaßnahmen, wie eine 2-Faktor-Authentifizierung, Pflicht, ebenso wie Googles CAPTCHA (aktuelle Version: reCAPTCHA v3), um sicherzugehen, dass es sich um einen Menschen und keinen Computer handelt.
Ein weiteres Muss ist die HTTPS Verschlüsselung deines Shops sowie die Zusammenarbeit mit Zahlungsgateways wie PayPal, welche die PCI-Konformität für dich übernehmen. Diese Maßnahmen dienen nicht nur Marketingzwecken und schaffen Vertrauen beim Kunden, sie dienen auch dem Schutz des Onlinehändlers selbst.
PCI = Payment Card Industry. Offizielle Richtlinien zur Betrugsprävention im E-Commerce.
Bei den meisten Betrugstaktiken geht es darum, an vertrauliche Informationen und Passwörter zu gelangen, um damit unberechtigte Zahlungen tätigen zu können. Betrugsprävention im Onlineshop ist vor allem geprägt durch Wachsamkeit. Leider kann nicht jeder Betrug oder Betrugsversuch enttarnt oder bemerkt werden, jedoch kann man Betrügern mit den beschriebenen Maßnahmen einen kleinen Schritt voraus sein. Oberste Priorität hat stets der Schutz von persönlichen Daten der Nutzer, demnach lohnen sich hier Investitionen!
Bei folgenden Auffälligkeiten solltest du hellhörig werden:
⚡️ Mehrere Bestellungen werden an die gleiche Adresse gesendet, jedoch mit unterschiedlichen Karten (möglicher Identitätsdiebstahl)
⚡️ Verdächtig hohe Bestellungen (des gleichen Artikels)
⚡️ Wiederholt abgebrochene oder abgelehnte Transaktionen können ein Indiz für Chargeback-Betrug sein
⚡️ Unterschiedliche Rechnungs- und Lieferadressen können für Identitätsdiebstahl sprechen
Außerdem gibt es im E-Commerce mittlerweile zahlreiche Tools, welche dich bei der Betrugsprävention unterstützen. Hier drei von ihnen:
☞ Signifyd
Eine der ersten Betrugspräventionssoftwares. Sie läuft über das Backend und ermittelt die Wahrscheinlichkeit eines Betrugsfalls
☞ Sift:
Arbeitet durch maschinelles Lernen und beugt Fake-Accounts vor. Zudem analysiert es Bestellungen u.v.m
☞ Simility:
Hat sich auf die „Fingerabdrucknahme“ spezialisiert
Mehr unter https://kinsta.com/de/blog/ecommerce-betrugspravention/.
Richtiges Handeln bei Betrugsverdacht
Was kannst du konkret tun, wenn du in deinem Online Shop Betrugsverdacht vermutest oder dir sogar sicher bist? Das Wichtigste ist ein schnelles Handeln. Sobald Zweifel zur Sicherheit im Shop auftreten, müssen umgehend Maßnahmen ergriffen werden, um die Daten deiner Kunden zu schützen und die Sicherheitslücke zu schließen. Die Legitimität deines Shops und der im Bestellprozess abgefragten Daten darf von deinen Kunden zukünftig nicht infrage gestellt werden.
Lass unbedingt umgehend den Code deiner Datenbank von deinem Entwickler checken und diesen auf Fehler oder Schadcode prüfen. Die Datenbank ist der Sammelpunkt für sämtliche sensible Daten. Sollte hier ein Fehler auftreten und beispielsweise Datenbankzugänge klar sichbar im Frontend angezeigt werden, haben Betrüger leichtes Spiel. Ändere auch bei Verdacht deine Admin-Passwörter. Wird festgestellt, dass tatsächlich unberechtigte Personen Zugang zu Admin-Passwörtern haben, sollten auch deine Kunden darüber informiert werden, dass sie ihre Login-Passwörter ändern sollten. Dies kann diskret passieren, indem vor der nächsten Anmeldung ein neues Passwort verlangt wird oder per Link über den E-Mail-Verteiler.
Schadecode = Code Injection. Dabei wird ein „Code im Code“ ausgeführt.
Bei Betrugsversuchen durch Kunden ist ein hohes Maß an Sensibilität und Gutgläubigkeit gefragt. Bei Verdacht auf einen Chargeback-Betrug kann es sich auch um einen „freundlichen Betrug“ handeln, bei welchem der Kunden wirklich aus Unwissenheit gehandelt hat. Bestellungen von hohem Wert sollten in jedem Fall eine Absicherung des Versands und der Zustellung durch den Lieferdienst erhalten. Eine Sendungsverfolgung und Zustellungsbestätigung kann bei allen Versanddienstleistern gegen eine Gebühr hinzugebucht werden. Des Weiteren muss in den AGB klar und deutlich der Versand geregelt sein sowie die Haftungsbeschränkung bei Verlust von Waren auf dem Postweg.